10ter Tag

Donnerstag, 2.11.2023

...6:45 Uhr Bordzeit – ich bezog zum persönlichen Report, wie schon in den vergangenen Tagen , wieder eine Insel in der ZEN Lounge...drei Seetage liegen vor mir – über 4.000 (viertausend) Kilometer durchpflügt die DiVA den Atlantik mit Ziel Philippsburg, St. Maarten ... beim abendlichen Briefing vor dem Ablegen sprach der Käpt'n von relativ ruhiger See und mir wurde die Relativität von „relativ“ wieder deutlich – natürlich sind zwei Meter Wellenhöhe zu den acht von der Biskaya vor wenigen Tagen „relativ“ wenig, doch sie reichen aus, dass ich über die Gänge laufe wie im Vollrausch...

Landgang
der Sohn schrieb zu meinen Überlegungen einer möglichen Verlängerung der Reise: „wenn die Party am schönsten ist, solle man(n) heimgehen!“ - nach diesen drei Seetagen werde ich neu verhandeln, dabei spielt zum einen eine Rolle, wie sich Mister M (Magen) verhält und zum anderen ob sich weitere emotionale Höhepunkte abzeichnen oder ob es nur Wiederholungen bereits Erlebtes sein werden...
Landgang 2.
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... doch nun noch ein Rückblick zum gestrigen Landgang: für mich war ein geführter Rundgang gebucht, dass mit Bus erwies sich als Fehlinformation – es ging zu Fuß... Am Treff sammelten sich die Teilnehmer und beim Anblick wurde mir mal wieder das hohe Durchschnittsalter an Bord deutlich. Gleichzeitig klopfte ich mir selbstverliebt auf die Schulter wie gut ich mich doch im Vergleich gehalten habe und mein Marzipan Gesicht im Wettbewerb dieser Kohorte durchaus Sieger Chancen hat ... und wenn ich mir so die Leutchen ansehe, dann glaube ich, der Schwabe von gestern hatte recht – viele werden ihre Rente / Pension auf den Kopf hauen, den Nachlass lieber verprassen, das Leben auf der Zielgerade noch richtig genießen, als es den Erben zum Streiten in den Rachen zu werfen... Der Führer (darf man das überhaupt noch schreiben?) der Tour teilte Funksender und Kopfhörer aus, was ich mal schon super fand... doch dann der Eklat: empört und verärgert gaben die Ersten ihre Geräte zurück und warfen das Handtuch, denn der Guy sprach kein deutsch, sondern nur englisch und dafür reichten aber die Fremdsprachenkenntnisse vieler Teilnehmer nicht ... die überforderte Betreuerin von AiDA versuchte sich in Erklärungen, bis zum Glück eine junge Frau aus der Gruppe ihre Hilfe und sich als Übersetzerin anbot, was dann auch die Wogen wieder glättete... da ich am Ende der über zwei Stunden andauernden Tour nicht mit zurück zum Schiff, sondern allein weiter wandern wollte, bat ich eine Teilnehmerin mit ihrer Mütze eine Spendenaktion in der Gruppe zum Wohle der Übersetzerin zu organisieren – was sie ablehnte, jeder solle selbst geben... nun, ich steckte der Dame 'nen Fünfer für ihre Mühe in die Tasche und verabschiedete mich ... ob die Schwaben meinem Beispiel folgten, konnte ich so nicht mehr beobachten ... dabei fiel mir aber das Kochrezept aus deren Heimat für eine Tomatensuppe ein: ein roter Teller und heißes Wasser ...Nachtrag: später traf ich Dolmetscherin und fragte sie ... sie war mit den Spenden sehr zufrieden, es finanzierte ihren Einkauf ... und ich relativierte meine Aussage über Schwaben ...

... „Allerheiligen“ - diesen christlichen Feiertag nehmen die Gläubigen der Insel sehr ernst und so herrschte allgemeine Sonntagsstimmung – ruhig und friedlich - ... lediglich die über zweitausend angelandeten Kreuzfahrer fluteten für einen Moment die ehrwürdigen ,liebevoll gepflasterten Gassen und die Lädchen für Andenken ... für den Umstand, dass die Insel nur 62 km in der Länge misst, gab's zu meinem Staunen überraschend viele Verbrenner ... einmal Gas geben und sie sind drüber hinaus ... dank der Übersetzerin erfuhren wir viele interessante Details aus der wechselvollen Geschichte der Azoren im Allgemeinen und dieser Insel im Besonderen ... z.B. den Handlungsunterschied der Bewohner, wenn Piraten oder Aufkäufer der Orangen den Hafen ansteuerten ... oder die Episode mit der drehbaren Röhre mit der die strenggläubigen Nonnen des Klosters mit der Außenwelt kommunizierten und bei ungewollten Schwangerschaften von den Frauen des Ortes als Babyklappe zweckentfremdet wurde und was die Nonnen notgedrungen zwang, das Neugeborene aufzuziehen ... eine Teilnehmerin aus einer amerikanischen Reisegruppe soll sich ihm – dem Guide – als eines dieser Babys im vergangenen Jahr geoutet haben...
Landgang 3.
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So, inzwischen erwachte auch Clara und sucht die Lücken in der Wolkendecke ... Mister M verhält sich wohlwollend und ich werde mit Blick auf's Meer und Morgensonne mir ein Frühstück gönnen – meine Lieblingsmahlzeit am Tage ...
das ist Jake, der kleine Thai – mein täglicher Stubendienst ...
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dreiviertel Stunde später ... Frühstück beendet und beim Rückweg über das Pooldeck, sah ich, dass die Sonnenanbeter diesen Bereich schon recht gut besiedelten ... auch ich werde umsiedeln, denn Clärchen scheint mir direkt ins Gesicht, was das Schreiben erschwert... das Schöne beim Frühstück – ich kann mir den Platz nach eigenem Gustus wählen und muss nicht immer fragen: „ist dieser Stuhl noch frei?“ - muss mir auch nicht die vielen Geschichten anhören, besonders von Krankheiten wie neulich als sogar die Röntgenbilder auf dem Handy gereicht wurden... obwohl, manche Storys der Vielfahrer sind aber auch interessant, wie z.B. das Eingesperrtsein während der Pandemie, wo man das Essen (nur kalt) vor die Kabine stellte, die unter Androhung nicht verlassen werden durfte und man die Einhaltung durch Anrufe kontrollierte ... wenn dann auch noch in einer fensterlosen Kabine TV wegen schlechtem Empfang ausfällt ... ich bekomme schon allein beim Denken darüber die Panik, denn ich störe Liz's Kreise bereits in unserer Küche und die ist dreimal größer als meine Kajüte.
Frühstück Raum
... ...Mein Plan des Tages: zuerst Lektüre für die Überfahrt beschaffen – analog und / oder digital... dann kreuzte ich mir 11:15 Uhr einen Vortrag über die Karibik – unserem Zielgebiet – an ... weiter geht's 14:00 Uhr mit Wikinger Schach (was auch immer das sein soll) ... 15:00 Uhr ein Vortrag über unseren Körper und seine Reflexzonen...17:00 eine Buchlesung und zwei dicke Kreuze: SKAT um 19:00 Uhr...auf, auf spricht die Stute zum Hengst , die anderen arbeiten schon längst! Los geht's – schwing die Hufe, ewe!
2te Skatrunde
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