17ter Tag

Donnerstag, 9.11.2023

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mit sturer Konstanz besteht der Computer auf sein Datum – während die tägliche Bordzeitung etwas anderes verkündet ... damit wird deutlich warum der Held im Film „in achtzig Tagen um die Welt“ konfus wurde, am Ende dann aber doch noch seine Wette gewann ...
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Mit meiner Erkältung bin ich nicht allein, Husten, Niesen und Schniefen allerorts ... sieben Türen weiter stand auch erneut das Tablett mit Mahlzeiten für zwei Personen vor der Tür ... hinter vorgehaltener Hand wird von Covid Quarantäne gesprochen, doch dann – so denke ich – müsste die gelbe Seuchenflagge gehisst sein und Landgänge untersagt werden ... vielleicht haben sich die Beiden nur die Füß gebrochen und können net laufen ... Apropos „gebrochen“ – nach Tagen ohne Bier – Essen: nichts oder sehr wenig und nur Gesundes – reicht mir Mr.M. die Hand zum Frieden ... ich werde die Geste nicht missbrauchen ... es ist schon komisch, bei meinen Reisen über Land kämpfte ich einst mit der „Rache des Mont...? - wie hieß doch gleich der Gott der Verdauung? ... heute geht's bei mir mit der „Rache“ in entgegengesetzter Richtung ... die kühlende Klimaanlagen in den Bussen oder auf dem Schiff ist zum einen die Ursache der Erkältungen und zum anderen der Verbreiter aller Viren in die Kabinen ...
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Kassensturz

mein Bordkonto
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also machen wir mal Kassensturz, denn ich denke, viel wird nicht mehr dazu kommen...ich stehe also mit knapp dreihundert Euronen in der Kreide ... der größte Posten war zu meinem Ärger der Hunderter, der mich der Kontakt mit der Heimat über Whatsapp kostete ... muss ich nicht haben ... buche ich unter Lehrgeld ab ... dann kommt noch der zweimalige Luxus einer Schulter-Nacken-Massage, da ich dort nach wie vor total verspannt bin – für je 40 €...bei den Landgängen langt die Reederei ebenfalls kräftig zu ... überhaupt glaube ich, dass vielfach die Balance zwischen Preis und Leistung nicht stimmt, wie auch an der Bar – das Bier für knapp sechs, der Mojito für acht €...Wer also Ausflüge – von denen die Tischgesellschaft schwärmt – im höheren Preissegment nutzen und am Abend an der Bar nicht geizen möchte, sollte zu den Reisekosten wenigstens einen Tausender extra einplanen ... da spreche ich für einen Alleinreisenden! ... meine Ausgaben an Bargeld waren einmal der Wechsel in Dollar und zum anderen die viermal fünf Trinkgeld für meinen fleißigen Stubendienst ...
der Reisepreis
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Schiff
meine „grünen Freunde“ sprechen immer von „Flugscham“ – aber ich denke, dass eine solche Kreuzfahrt wesentlich mehr Schäden an Flora und Faune der Meere anrichtet als einmal drüber zu fliegen ... im Lift kam die Sprache auf Sonnenbrand und Schutz ... hat sich die Sonne oder der Mensch verändert ? - ich lebe nun dreiviertel Jahrhundert auf diesem Planeten und kann mich nicht an so intensivem Eincremen erinnern ... und die Kosmetik Industrie überbietet sich mit dem Schutzfaktor und dem „ +“ dahinter ... warnende Hautärzte blasen ins Horn der Werbung ... recherchiere mal wie viel Creme alljährlich produziert und dann tonnenweise im Meer weggespült wird... von der Natur verarbeitet, entsorgt, umgewandelt werden muss, solange sie's noch kann... in dem Zusammenhang ein Wort zum Tourismus, Gedanken, die mir gestern beim Fahren über Land ins Hirn kamen: Wenn so eine von Natur gesegnete Insel NuR auf Tourismus setzt und keine tragfähige Alternative schafft, dann bewegt sie sich – wissen wir spätestens seit der weltweiten Pandemie 2021 – auf verdammt dünnem Eis ... doch nicht nur eine Seuche kann die Menschen, die ausschließlich von den Dollars der Reisenden leben, in bittere Armut stürzen ... auch Katastrophen wie Erdbeben, Orkane (siehe Haiti) zeigen die Dünnhäutigkeit der Blase ... und politische Unruhen lassen ebenfalls keine Touristen ins Land...aber ich glaube, es geht den Menschen hier wie zum Beispiel den Bewohnern in Istanbul oder San Francisco – sie wissen alle, das sie an der Nahtstelle kontinentaler Platten leben und ein verheerendes Beben unausweichlich ist – keiner weiß aber wann – also denken sie nicht drüber nach, verdrängen es und genießen das HIER und JETZT – was ich auch für mich gern als Fazit dieser Reise mit nach Hause nehmen möchte ... Nachsatz: das heutige Ausflugsziel wurde 2017 von einem verheerenden Hurrikan mit Tsunami heimgesucht ... Spuren sind heute noch zu finden ... trotzdem liegt die Marina wieder voller Yachten und auch längst der Küste wurde / wird gebaut ... erinnert mich an das Wissen, wo eine Granate einschlug, schlägt sie nicht noch einmal ein ... möge dieser Glaube den Inselbewohnern nützen...
Marina
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Wieder zurück an Bord, stürmte ich in voller Montur zum FKK Deck, der Ort an dem ich die Kamera das letzte Mal sah ... Klopfte an die Sichtblende und bat einen Herrn im Adamskostüm um Hilfe... ich wollte es nicht glauben, nach fünf Stunden stand meine Olympus immer noch da, wo ich sie zurück ließ ...
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da war die Welt für mich wieder in Ordnung und ich konnte mich genüsslich den Drinks hingeben, zu denen die Offiziere und Crew zum Auslaufen des Schiffs zum Superpreis von a zwei Euronen einluden ... mein erster war eine „Seemannsbraut“, an den zweiten erinnere ich mich nicht mehr und den dritten gab's zum Nulltarif, weil übrig und ich zur rechten Zeit am rechten Ort war ...
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der spektakuläre Sonnenuntergang, den der Käpt'n in seinen Morgennachrichten von der Brücke vollmundig versprach, war leider NiX, denn Wolken verhinderten das Schauspiel, stattdessen verfolgte ich das Auslaufen, wie das Schiff mit 4 kn – mehr Geschwindigkeit war, laut Ansage, nicht erlaubt – durch die enge rot/grün markierte Fahrrinde manövrierte und danach auf das fünffache beschleunigte, da der Zielhafen um früheres Einlaufen bat, da bereits das Schwesterschiff auf Reede wartete ...
Sonnenuntergang
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So, jetzt ist es 8:15 Uhr und ich mach mich auf den Weg, um nicht wie beim ersten Mal zu spät zur Nicole zu kommen
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...die Tage, besser schon die Stunden, sind gezählt, da viele ans Land gingen ist es jetzt am Pool Deck überraschend still und ich will die Zeit zum Schreiben nutzen ... ich komme gerade von Nicole, die mit ihren erfahrenen Händen genau die Stellen erwischte, bei denen ich ihr unter Schmerzen alle Geheimnisse verraten würde ... auf mein „ist ja fast wie SM – es muss einfach weh tun“ – antwortete sie unverkrampft: „ dafür bin ich aber unterbezahlt ...“
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Ich nutzte die Gunst der Stunde und hatte doch tatsächlich das FFK Deck für mich und meinem Kleinen Freund ganz allein ... konnte ihm also auch einmal die Große Weite Welt zeigen ...
das FKK Deck
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Warum gibt es auf diesen kleinen Inseln so viele Autos, wo man(n) doch bei einmal richtig Gas geben, schon am Ende ist und es wie hier nur zwei Hauptstraßen gibt? - meine Theorie: Wer es sich leisten kann, läuft nicht von A nach B bei 30° und mehr im Schatten , dann schon lieber im klimatisierten Auto die hundert Meter bis zum Einkauf, zumal der Sprit aus Venezuela bezahlbar ist ... nach der aktuellen Rundfahrt über dieser Insel muss ich mich korrigieren ... die Häuser liegen so hoch in den Bergen und weit ab von jeglichem Schuss – ohne ÖPV – da ist – wie bei uns im Bruch – ein Fahrzeug ein MUSS ... Spritpreis: eine Gallone 4,60 $ ...
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Punkt 12:00 Mittag war die Inseltour gebucht und 11:45 hieß's „panic auf der titanic!“ - meine Kamera war weg, vergessen, verloren, verlegt – Schweißausbruch pur ... an der Rezeption: nicht abgegeben! ... doch die Gruppe wartete auf mich...wenn ich mir auch dachte: ein Schiff verliert NiX, so war mir doch die ganze Fahrt über unwohl ... ... es insgesamt drei Stunden bergauf bergab und teils recht halsbrecherisch einschließlich haarscharfe Nadelkurven ... auf dem höchsten Gipfel war ein Halt mit einem freien Getränk eingeplant ... nun, wenn's nix kostet, trinken Schwaben alles – so der Volksmund – als ich aber hinten herum von der „Bar“ in die Küche schaute und den verkeimten Kühlschrank sah, aus dem der Keeper die Zutaten entnahm – verging mir jegliches Durstgefühl ...
Rundfahrt
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