19ter Tag
Sonnabend, 11.11.2023
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Bei der Anreise zum Hafen im Oktober war's die Aufregung, die mich in der Nacht davor nicht schlafen ließ, jetzt am Tag es Abflugs mag's der halbe Flachmann gewesen sein, den ich der Leber als Stimmungsaufheller gestern spät zur Verarbeitung zu mutete ... JA, ich lernte, dieses Organ ist für die Emotionen und Launen in und um uns verantwortlich ... der erste Kellner an der Bar brachte mir sehr widerwillig den bestellten O-Saft, weil zu einem Preis, den er an diesem letzten Abend an Bord von vielen als Trinkgeld bekam ... die zweite Bestellung musste ich zornig einfordern ... So konnte ich aber mein Abschiedsgetränk mit dem Schmuggelgut mischen ...und auf eine gelungene Reise trinken.. den verlorenen Schlaf hole ich nach, wenn ich über und mit Wolke Sieben den Ozean in umgekehrter Richtung erneut überquere ...
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öffentliche Poolanlage in La Romana 1
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wir liegen im Hafen von La Romana, es ist ein sonniger aber doch recht windiger Morgen, obwohl die Sonne verführt, bleibe ich mit meiner „Henkersmahlzeit“ lieber am Großen Panorama Fenster ... beim Frühstück erinnerte ich mich an Oma Hilde, die es leid war, den Enkeln Extrawürste zu braten – schließlich sind wir aufgewachsen mit „gegessen wird, was auf den Tisch kommt“ ... doch wie lange kann eine Reederei all die persönlichen Sonderwünsche ihrer zahlenden Passagiere mit all den Allergien und echten (oder eingebildeten) Unverträglichkeiten, mit Diabetes, vegetarisch, vegan ... Fruchtarier etc pp noch ökonomisch bedienen können, ohne die Chefköchin in den Wahnsinn zu treiben ...
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noch ein Wort zum „all you can eat“ ... hört sich verlockend an und mag für einen Mann im besten Alter auch sinnvoll sein, doch jenseits des aktiven Berufs haut man(n) sich nur in den ersten zwei drei Tagen den Teller voll (ist ja alles bezahlt) doch dann pegelt es sich ziemlich rasch auf ein normales Maß ein, siegt Vernunft über Geiz – zumindest war's bei mir so – mal abgesehen von der kriegerischen Handlung von Mr.Ma ...
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5.356 teils recht raue Seemeilen – sind rund 10.000 Kilometer – liegen hinter mir. Fernab von Teitschland mit der dümmsten Regierung aller Zeiten, einer Führung mit Eunuchen-wissen: Sie wissen wie's geht, können's aber nicht...ohne Verblödungs TV und ohne süchtig machendes Internet voller fake news, aber mit den zahlreichen Orgasmen der Sinne dieser Reise – ich bin glücklich , dass ich diese in Wort und Bild konservierte – nur so konnte meine kranke Seele genesen...
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Soeben kamen von der Brücke die Worte zum Tag: sonnig, mit leichtem Wind 31° Luft- und 29° Wassertemperatur, dazu den väterlichen Rat vom Käpt'n: „erfreut euch – zuhause angekommen – an der Sonne hinter den Wolken und ärgert euch nicht über die Wolken davor ... das Leben ist viel zu kurz!“ ... mögen diese Worte auch bei mir noch sehr lange nachhallen ...
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Nun ab jetzt – 9:00 Bordzeit – verliert meine Schlüsselkarte ihre Funktion ... höre dies auch soeben am Rasten des Türschloss's ... der Koffer wurde bereits in der Nacht vom Schiff transportiert, ich mache mich jetzt auf seine Suche und gehe damit dann zum Check In ... danach darf ich noch letztmalig die Sonne der Karibik geniesen bis mich dann zu 17:00 der Transfer zum Airport bringt...mein bezahlter Zugang zu Whatsapp über das Bord WLAN wurde gleich in der Früh gesperrt, so dass ich leider nicht mehr die aktuellen Nachrichten der Familie abrufen konnte ...
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Dank der auffälligen Kennzeichnung durch das kreuzweise Kofferband im knalligen Orange fand ich mein Gepäck schnell und reihte mich dann mit der karibischen Gelassenheit in die lange Wartegemeinschaft ein ... drei riesige Ventilatoren an der Decke der Abfertigungshalle sorgte für eine erfrischende Brise ... gegen elf besaß ich meine Bordkarte und musste die Wartezeit bis zum Transfer überbrücken ...
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La Romana Pool
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Nach einer Stunde etwas Sonne am öffentlichen Pool in der Willkommen Ära vom Hafenterminal ging ich noch einmal an Bord und gönnte mir am Büfett eine kalte Gurkensuppe, einen Salat und als letzten Luxus ein Eis als Dessert ... zum Abschluss erlaubte ich mir als Reiseproviant eine Wurststulle, schaute meiner Lieblingstänzerin bei der Probe zu und suchte mir anschließend eine ruhige Wartezone im klimatisierten Innenraum, da ich außerhalb sofort wieder durchgeschwitzt wäre ...
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Meine Lieblingstänzerin
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In meinem Skizzenblock fand ich noch einen Zettel, den ich jetzt nicht mehr zeitlich einsortieren kann, deshalb an dieser Stelle ... Im Hafen legte neben uns ein riesiger Amerikaner an – gefühlt dreimal der unsrigen Klasse – am Bug stand „Walt Disney“ und am Heck eine überdimensionierte Micky Mouse ... erinnere dich, ich schrieb an einer Stelle beim Blick über unser Pooldeck vom überdurchschnittlichen BMI an Bord (Body Maas Index) – doch was bei dem Ami an weiblichen Übergewicht, im Bauchspeck freiem Sommer Out fit das Fallrepp herunter wankte, überstieg meine Vorstellungskraft bei weitem – was für eine gewaltige Herausforderung an Herz-Kreislauf und die Gelenke ...
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Übergewicht XXL
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Jetzt, wo ich wieder mit beiden Beinen auf festem Boden und im Leben stehe, bin ich froh, dass ich mein LOG Buch führte und viel fotografierte ... Ihr kennt mein Problem mit dem Oberstübchen, in dem der Kalk rieselt und ich diesen beim NEIN-Schütteln „höre“ ... viele Erlebnisse der vergangenen Wochen hätte ich bereits vergessen, könnte ich davon nix lesen oder Bilder sehen ... doch SO werde ich noch lange davon zehren können und wenn die German Depri wieder über mir kommt, werden sie mich aus dem Loch holen, so die Hoffnung und die stirbt bekanntlich zuletzt ...und zugleich sind sie Gehhilfen für's schwächelnden Gedächtnis, wenn mich jemand nach meinen Erlebnissen dieser Ozeanüberquerung fragen sollte (?) ...
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ende
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