3ter Tag

Donnerstag, 26.10.2023

das 6 Uhr Frühstück
... es scheint, ich bin angekommen ... angekommen im Urlaub ... hab wundervoll geschlafen ... wider Erwarten (!) ... war's der Beruhigungstee, den mir Liz mitgab, oder die Reisetablette, die zwei Gläser Roten plus das späte Absackerbier oder gelang es dem Käpt'n tatsächlich dem drohenden Unwetter mit Höchstgeschwindigkeit davon zu fahren, wie er's am Abend auf der Bühne versprach ... oder – ich will's nicht hoffen – ist es nur die Ruhe vor dem Sturm ... auf jeden Fall konnte ich den Mülleimer vor dem Lager wieder unter den Schreibtisch stellen, wo er hingehört ...zu fünf war der Alte Weis(s)e Mann wach und von seniler Bettflucht getrieben, machte ich mich auf die Suche nach dem Lokal, dass bereits zu sechs einen Kaffee und etwas Gebäck anbot ... Ja „Suche“ – ich irre noch ziemlich orientierungslos durch's Schiff ... und dies nicht zu den ausgewählten Orten, sondern auch beim Essen finde ich nicht sofort zu meinem Platz, da alles ringsum ziemlich gleich aussieht ... und so stehe ich da mit meinem gefüllten Teller und blicke hilflos umher ... beim Abendbrot saß neben mir ein älteres, Kreuzfahrt erfahrenes Ehepaar, und die Frau war mit den Nerven sichtlich am Ende ... ihre Kabine am Ende des Ganges Deck 4, also fast auf Meeresspiegel, stand unter Wasser – warum auch immer – und der Zugang war weiträumig abgesperrt ... es betraf auch die Nachbarn ... mein Kommentar: „Ja, so fing's bei der titanic auch an!“... war wohl wenig hilfreich... da Mann nahm's entspannter, sprach von Versicherung und Kulanz der Reederei ... mit dem anderen Ehepaar am Tisch, ebenfalls sehr erfahren – jährlich Kreuzfahrten – tauschten sie sich ihre Erfahrungen aus... Fazit: nach der Pandemie habe AiDA an Qualität besonders im Service Bereich merklich nachgelassen ... da konnte ich als Frischling natürlich nicht mitreden weil ich bisher von allem sehr beeindruckt bin ...
Open Büfett
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9:30 Uhr ... inzwischen frühstückte ich in meiner gewohnten Weise – hier muss man(n) wahrlich aufpassen, denn es ist ein Ort zum Mästen... da gehen einem die Augen über bei dem reichhaltigen Büfett ... meiner Restfamilie würde dies gefallen ... mit der Enge der Kajüte und dem Wellengang, Seekrankheit nicht vermeidbar ... wohl eher weniger ... doch nicht bei Speis und Trank gibt es ein Überangebot sondern auch bei den täglichen Aktivitäten hab ich die Qual der Wahl ... mein Programm für heute: 10:15 Vortrag zu A Coruna – das nächste Ziel ... 11:30 Workshop zum Handy & Internet (?) ... 14:30 workshop zum Reisetagebuch – bin neugierig ... 17:30 Schachspiel .. 18:00 Treff der Alleinreisenden – da gibt es erstaunlich viele, selbst die Animateure waren davon überrascht ... 21:00 eine Sängerin singt sich durch die Welt des Broadwayhits ... beim Frühstück begrüßte mich schon von weiten der Kellner mit einem „Guten Morgen, Alfred“ ... dafür durfte er dann auch von mir ein Foto schießen ... bin ja sonst selten darauf ... danach verzog ich mich in die Bibliothek – einen ruhigen Ort mit Blick über Bug zur offenen See – und las an meinem aktuellen E-Buch „Stern 111“ (meiner Kohorte als legendäres Kofferradio bekannt) ...

So, jetzt (10:45 Uhr), sichere ich mir einen guten Platz im dreistöckigen Theater und räume die Kajüte für meinen Putzmann, der sich bestimmt über das gestrige Trinkgeld freute und so meinem Raum die besondere Aufmerksamkeit zu kommen lässt ... (??)
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Schwester – deine sogenannte „richtige Literatur“ wie z.B. Dr Schiwago ist nun wirklich nix für unterhaltsames Lesen auf einer Urlaubsreise... da bekommt ja unser einer Albträume – nichts für ungut – dein Bruder B 1 ...
P.S. die Verbindung mit der Außenwelt lässt sich die Reederei etwas kosten, deshalb werde ich mich nur aller drei Tage mit euch verbinden – falls überhaupt Interesse an meiner narzisstischen Selbstinszenierung vorhanden ist ...ansonsten schaut ab und an in euren mail kasten nach ...
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1.Zwischenfazit: der Zeitpunkt Okt/Nov scheint ideal zu sein ... kaum Kinder und Pubertierende an Bord, das Publikum durchwachsen ... eine Tischnachbarin berichtete von einer Reise mit 600 Halbwüchsigen und warnte ihren Gatten: Noch so eine Buchung gleich Scheidungsgrund ... also sich immer am Ferienkalender der Bundesländer orientieren ... auch kurze Kreuzfahrten mit Junggesellenabschied und Mädels Touren sind ein Gräuel – wissen Insider zu berichten ... die Lage meiner Kabine 7332 ist optimal... nur zwei Türen bis zum Waschsalon und zwei zu den Liften und vom Deck 9 weit genug von den Aktivitäten entfernt – also ruhig und trotzdem keine weiten Wege... auch aus dem Maschinenraum höre ich nur ein Rauschen, was eher beim Einschlafen hilft, statt zu stören... im Fall eines Super GAU bin ich flink auf Deck 5 bei den Rettungsbooten...einziger Wermutstropfen: kein Fenster – sehe also nicht ob's hell oder dunkel draußen ist ... bis zum heutigen Tag – dem 3. - alles richtig gemacht und rundum zufrieden... aber man(n) soll ja den Morgen nicht vor dem Abend loben ...
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Entweder malte der Käpt'n ein Gespenst in die Wanten oder auf den Wetterbericht ist auch kein Verlass mehr ... jedenfalls von dem angekündigten Sturm ist weit und breit nix zu spüren, ja selbst die Sonne fand heute morgen eine Lücke in der Wolkendecke ... oder er schaffte es tatsächlich mit Höchstgeschwindigkeit dem drohenden Tief zu entkommen ...
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nach drei Tagen kennt man(n) schon viele Gesichter der zweitausendundfünfzig Passagiere ... und den „Hutmann“ sowieso ...
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Ich weiß, bei einer solchen Reise soll man(n) nicht auf den Groschen achten, doch warum soll ich für etwas zahlen, was ich kaum nutze ... also kaufe ich nur aller zwei-drei Tage ein Datenvolumen, um so mit meiner Familie zu kommunizieren ... alle anderen müssen eh warten, bis ich zurück bin ...
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Bastelrunde
manchmal sind die Angebote etwas verwirrend ... z.B. heute „Reisetagebuch“ und ich dachte, ich bekomme Anregungen für meinen eigenen Blog, doch da ging's um's Basteln einer solchen Erinnerungen ... wenn mir meine Nachbarin nicht mit ihrem Material ausgeholfen hätte, wäre ich gleich gegangen, aber so machte ich gute Miene zum Kinderspiel und kam mir vor wie auf Reha ... 17:30 ging ich zum Treff der Schachspieler und verließ um sechs mit einem 1:1 die Runde, weil ich mich mal den Alleinreisenden anschließen wollte – aber statt des gemeinsamen Essen in der Almhütte – freute mich auf 'ne Haxe – wurden wir ans Büfett Restaurant verwiesen ... und dort war's zu voll, um gemeinsam an einem Tisch zu speisen ... So, jetzt warte /schreibe ich bis acht, esse dann zu Abend und gehe anschließend zum Konzert ins Theater ...
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